Yesterday afternoon. I happened to meet the Vietnamese small town version of Karl Marx. He was carrying a black leather briefcase, a dark green collared shirt and trousers; his rubber sandals slowly sliding above the ground; checking out some vegetables.
Montag, 1. September 2014
Freitag, 29. August 2014
Tốt.
Ich spare mir mal die ganze Ankunftsgeduselei. Ist doch logisch: Ich; von Berlin über Moskau nach Hanoi; zwei Welten und der ganze Kram; ein ewiges Hin und Her. Bin ich das eine oder andere? Suche ich meine Identität? Werde ich Zen-Hippie oder bleibe ich lieber Hardcore-Cartesianerin? Scheiß drauf, mal ganz ehrlich. Die Story, die doch gar keine ist, fängt jetzt mal ganz anders an; halt so, wie ich es will. Oder zumindest auf keinen Fall so, wie ich sie nicht noch mal lesen will.
Gestern Nacht wurde ich von den unzähligen Pendeluhren unseres Wohnzimmers geweckt.
Mein Vater, seine Brüder und eine Schar voller eigenwilliger Kleinstädter (wohl bemerkt, nur Männer) haben vor einiger Zeit das Uhrensammeln für sich entdeckt. "Có đừơc mấy cái đồng hồ thì cũng tốt." Ein paar Uhren zu besitzen sei ja schon ganz nett, meinte mein Vater. Einfach so halt. Nur zum Spaß. Eben das mag ich so gerne am Hiersein, also am InVietnamSein. Ich komme her und muss nicht viel erklären. Bei meiner Ankunft wurde gleich der große mintfarbene Reisekoffer ausgepackt. Jedes Mal Auspacken ist ein kleines Weihnachten, ohne Weihnachten oder Lametta, das versteht sich von selbst. Aber dafür mit Freude und Verwunderung. Letzteres darüber, dass sich am Kofferpacken eigentlich nicht viel verändert hat. Aber das Freilegen meiner Selbst und der anderen hält doch immer wieder Überraschungen parat. Die Kleinen sind groß geworden, die damals nicht existenten, können mich nun bereits mit zahnlosem Lächeln begrüßen. Singles wurden zu Ehepaaren, Mädchen zu Müttern, Underdogs zu angehenden Beamten; verdammt, ich hab so scheiße viel verpasst, dachte ich mir.
Danach gab's Mittagessen. "Nó ăn chay mà." Ja stimmt, ich esse kein Fleisch. Meine Eltern zeigten mir letztes Jahr noch den Vogel, als ich ihnen die Neuigkeiten verkündete. Nun bin ich eine der Cooleren in Smalltown Vĩnh Trụ. Eine, deren Seele nach dem Tod auf keinen Fall durch die Unterwelt gammeln muss. Ich hab Tierseelen verschont, man. Megageil, dachte ich mir. Habe wieder 'nen Trend in meiner Hood losgetreten, dachte ich mir. Aber so war dem natürlich nicht. Eigentlich leben die geilsten Leute bereits in dieser Kleinstadt. Meine Oma, die ist letztes Jahr alleine nach Kambodscha gepilgert. Visum, Tickets, sich ein jüngeres Alter ergaukeln, um zum Meditationsprogramm zugelassen werden - das ist meine Oma. Wie ein Fuchs hat sie sich alles selbst organisiert, eine Riesenreise für sie, noch nie mit dem Flieger in die Welt, aber dann gleich zum krassen Mönch, der auf 'nem Megahügel irgendwo im Wald lebt. Sie hat mir das detailliert beschrieben, während wir eine dreistündige Doku zu den Wohltaten des Mönchs geschaut haben. "Ja man, mega!#*", wollte ich sagen, habe dann aber doch lieber brav im Schneidersitz genickt. Wie sie vier Uhr morgens vom Fuße des Hügels startete, um noch mit 75 Jahren den ewigen Segen erteilt zu bekommen und somit die Flucht vor'm gruseligen Teil des Nachlebens abzuwenden. Das nenne ich Disziplin (ich habe gestern das Schritttempo meiner Oma kennen gelernt). Das nenne ich mal Abenteuerlust. Wir alle sind doch nur auf der Flucht vor dem Feuer. Rette die eigene Seele, wer kann, sollte es auch tun, verdammt.
"This is what some of the kids sense, though few of them could put it in words. Again, I believe them to be right. I'm not arguing that they're going to prevail, or even that they're likel to change much of anything in this country. But a few of them may save their own souls." (Susan Sontag 1966: What's Happening in America)
Vorhin fragte ich meinen achtjährigen Cousin, was denn sein größter Traum im Leben sei. "Tốt", meinte er. Wie jetzt? Ja, er will halt ein guter Mensch sein, das sei sein größtes Ziel. Andere Träume hätte er auch, das sei doch eh klar. Oder nicht?
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